Hallo ihr Lieben!
Ich hoffe, es geht euch gut und die Sonne scheint bei euch auch so schön wie bei uns ☀ Meinem Handgelenk geht es inzwischen (endlich!) besser, daher dachte ich, ich bringe heute mal ein Thema mit, mit dem jeder schon einmal konfrontiert worden ist: Kritik.
Zunächst einmal finde ich es extrem menschlich, wenn man empfindlich auf Kritik reagiert. Ich meine, wer mag das schon so wirklich? Als Autorin bin ich quasi regelmäßig mit Formen der Kritik konfrontiert und ich muss sagen: Es wird nicht leichter. Das ist auch gar nicht schlimm, denn Kritik soll nicht leicht sein, sonst würde sie uns nicht zur Veränderung / Verbesserung anregen. Aber wir können lernen, wie wir dieser Kritik begegnen und ab wann welche Kritik wichtig für uns ist.
Spoiler: Als Autor hat man den Dreh ganz schnell raus. Zwangsweise. 😂
Natürlich macht immer der Ton die Musik, aber ich gehe in diesem Beitrag einfach mal davon aus, dass wir (weitestgehend) über konstruktive Kritik reden.
Kritik von Freund & Familie
Ein nicht zu verachtender Teil meiner (teils angeheirateten) Familie liest meine Geschichten. Das ist übrigens mit der Hauptgrund, wieso sie nie sehr erotisch ausfallen 🤣 Denn meine Familienmitglieder sind sehr spezielle Leser, die mir nahestehen und es LIEBEN – ja, großgeschrieben und fett, so schlimm ist es -, beim nächsten Geburtstagsessen über den Tisch hinweg auszuwerten, wie sie meine letzten Veröffentlichungen fanden.
Ich weiß ja nicht, wieso sich das Gerücht hält, Familie und Freunde wären viel zu gutmütige Kritikpartner. Meine sind da anders. Meine Tante verpasste Royal Me – The Masquerade gerade so 3 von 5 Sternen. Meine Schwägerin findet die Maywood-Bücher nicht so toll, wie die Little Spring-Dilogie. Mein Opa hat nach Royal Me aufgehört, meine Bücher zu lesen, weil es ihm zu viel Romance ist und sowieso findet er es komisch, dass ich fast immer englische Buchtitel nutze.
Meine Familie kennt keine Grenzen, wenn es um Kritik geht. Und ich gehe mit ihrer Kritik auch nicht immer richtig um, denn Fakt ist: Ich will meine Bücher gar nicht mit ihnen besprechen. Mir wäre sogar lieber, sie würden sie gar nicht erst lesen. Aber sie sind sehr supportive und wenn ihnen etwas gefällt, können sie auch sehr euphorisch sein. Das gleicht es etwas aus.😃 Trotzdem wechsle ich lieber das Thema, wenn wir darauf zu sprechen kommen, denn ihre Kritik bringt mir rein nichts.
Sie sind absolut nicht die Zielgruppe, für die ich schreibe, und damit ist ihr Feedback zwar nett gemeint, aber deswegen wird der gute Val sich nicht öfter ein Hemd anziehen als er es eben tut.
Kritik von Testlesern
Testleser stammen dagegen genau aus meiner Zielgruppe. Wenn sie mir schreiben, eine Idee funktioniert nicht, dann muss ich darauf hören. Aber auch nicht immer.
Ein kurzer Abriss, wie das mit Testlesern überhaupt abläuft: Nach einer Termin- und Verfügbarkeitsklärung erhalten sie mein Manuskript nach dem ersten Überarbeitungsdurchgang. Manchmal hängt dem ein Feedbackfragebogen bei, manchmal nicht. Das kommt ganz darauf an, ob ich es schlichtweg verpennt habe, einen zu erstellen. Je nach Arbeitsstress kann das leider passieren und später bereue ich es, so dusselig gewesen zu sein 😅
Ich erhalte zwei, drei Wochen später das Manuskript mit Anmerkungen und Korrekturvorschlägen zurück. Zunächst schaue ich mir alles in Ruhe an und ich muss sagen: Meine Testleser sind super nette Feen. Sie verpacken ihre Rückmeldungen so, dass ich nie ein schlechtes Gefühl dabei habe. Das macht es auch leicht, ihre Kritik anzunehmen.
Vor allem wenn mehrere Leute dasselbe Problem haben, ist das für mich ein Indiz, dem nachzugehen. Kritisiert nur eine Person etwas, was alle anderen geliebt haben, dann lasse ich es meist so, wie es ist (außer es ist aus einem bestimmten Grund wirklich falsch). Dabei gehe ich nach dem Prinzip vor, dass mein Buch später auch nie allen gefallen wird. Solange die Mehrheit aber Spaß daran hat, ist das für mich okay. Andernfalls würde ich wohl nie fertig werden. 😃
Kritik von Lektoren / Agenturen / Verlagen
An dieser Stelle knabbere ich IMMER mit der Kritik. Nicht, weil sie unfreundlich ist, sondern weil sie aus diesem Bereich oft nur danach geht, was der Mainstream lesen will.
**SPOILER MAYWOOD 1!** Im Beispiel vom Maywood-Lektorat ging es u. a. darum, dass ich durch einige Beschreibungen Jake als zu weich dargestellt habe. Das wollte mir sehr lange nicht in den Kopf gehen und es passte für mich auch nicht, aus ihm einen dieser Mucki-Kerle zu machen, die ihre Ex sofort abgeschrieben haben. Ich verstand aber auch, dass es für die Zielgruppe vom Verlag wichtig ist, dass Jake nach vorne zu Emma schaut, anstatt aus Sehnsucht zurück zu seiner Ex-Frau. Es ging also gar nicht darum, dass er ein ‘Weichei’ ist, sondern dass wir zu viel Zeit damit verschwendet haben, dass er seiner Ex nachtrauert. Zeit, die fehlte, um nachvollziehbar zu machen, wieso er am Ende mit Emma zusammenkommt.**SPOILER MAYWOOD 1 ENDE!**
Soweit habe ich einen Kompromiss für mich gefunden, der alle Fronten sozusagen bedient. Und so eine Kritik kommt immer wieder. Natürlich war ich sehr empört, als man Liz aus The Invisible Crown als nicht 0815 genug beschrieben hat (O-Ton eines Großverlages). Oder als ein eLabel mal meinte, Royal Me wäre eine gute Idee, aber wenn, dann nur aus einer, maximal zwei Perspektiven mit Fokus auf diesen, weil Leser das sonst nicht verstehen (kleine Anmerkung: Ja, vielen war das anfangs zu unübersichtlich, aber später haben auch sehr viele das als besonderes Merkmal der Reihe bezeichnet – man kann sie eben nie alle happy machen 🤷♀️).
Als Autor hat man immer einen Vorteil – das Hoheitsrecht. Am Ende entscheide ich, was sich verändert und wie es sich verändert. Meine Lektorin bei Romance Edition erinnert mich dauernd daran, dass es nur Vorschläge sind, die dazu führen sollen, dass das Buch sich besser verkauft. Wie ich das dann annehme, ist meine Entscheidung. Und bei Agenturen und Verlagen allgemein gilt eben auch: Ich muss es nicht tun. Man kann einen Kompromiss finden oder man zieht weiter.
Und das beruhigt mich irgendwie, denn im ersten Moment, wenn das Manuskript zurückkommt und es ist gefühlt alles rot, siehst du nur noch die geballte Kritik. Da hilft es ungemein, wenn man im Hinterkopf behält, dass es nur am Ende Verbesserungsvorschläge und weder Lektoren, noch Agenten oder Verleger allwissend sind. 😃
Kritik von Lesern/Bloggern
Ich weiß, das Thema ging erst letztens durch die Buchbubble, aber es gehört einfach zur Überschrift dazu 😂
Kritik von Lesern/Bloggern ist … anders. Denn dieses Feedback bringt mir nach der Veröffentlichung kaum noch etwas, und nur, weil Hilde aus Buxtehude findet, mein Plot wäre an manchen Stellen zu lang, werde ich weder das Projekt erneut überarbeiten noch für mein nächstes Buch daran etwas ändern, wie ich Geschichten erzähle.
Hier greift für mich im Grunde das gleiche Prinzip wie bei den Testlesern: Wenn es nur wenige kritisieren, dann ist das halt so. Je mehr Kunden ein Buch kaufen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sowas vorkommt. Wenn sich aber die Kritiken häufen, sollte ich doch mal darüber nachdenken, was ich falsch gemacht habe.
Ich gehöre zu den Autoren, die sich nicht dran stören, auch bei negativen Rezensionen markiert zu werden – aber ehrlich gesagt denke ich mir dann: Warum ist das nötig? Wie oben erwähnt – Hildes Meinung bringt mir nichts. Hildes Meinung ist für Hildes Follower oder unentschlossene Käufer (vielleicht) hilfreich, aber für mich völlig uninteressant, solange sie allein damit ist.
Das klingt nicht sehr sympathisch, I know, I know. 🙈 Aber ihr glaubt gar nicht, wie verrückt man sich als Autor machen würde, wenn man jede Meinung auf die Goldwaage legt. Im Kopf schreiben sowieso schon so viele Stimmen immer mit, da muss man nicht noch die jener Leser hinzufügen, die andere Sachen einfach mehr mögen als deine.
Meine Tipps
Zum Abschluss noch ein paar Tipps, wie man mit Kritik umgehen kann (egal wofür sie kommt):
- Redet mit einer neutralen Person darüber.
- Redet mit einer nicht-neutralen Person darüber und kotzt euch ruhig mal so richtig aus.
- Lasst die Kritik ruhen – am nächsten Tag ist sie wirklich nicht mehr so schlimm.
- Schokolade. Schokolade oder irgendein anderes Soul-Food hilft sehr gut.
- Streichelt ein Haustür. Oder ein Kuscheltier. Das soll eine beruhigende Wirkung haben.
- Wenn ihr die Kritik nicht verstehen könnt, aber umsetzten müsst, dann redet mit der Person, die sie geäußert hat – bleibt dabei konstruktiv und sachlich, denn in der Regel will die andere Person euch nicht verletzen ❤
- Macht euch bewusst, dass ihr nicht perfekt seid. Das ist niemand von uns. Und Kritik bringt uns oft ein Stück weit dazu, bessere Menschen zu werden.
Wie ist das bei euch? Wo erfahrt ihr im Alltag Kritik? Und wie geht ihr damit um? Irgendwelche geheimen Tipps, die ich ausgelassen habe? (Send help! Ich habe dieses Jahr noch vier Lektorate vor mir 😂😭).
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