Ich fühle mich gehetzt. Seit zwei, drei Jahren schon. Seitdem mein erster, kleiner Bucherfolg aus 2017/2018 abgeebbt ist. Ich dachte damals: Jetzt ist meine Zeit gekommen. Ich gehe in eine Agentur, dann in einen Großverlag, veröffentliche ein paar passable bis gut laufende Bücher, kriege vielleicht sogar irgendwann einen Spitzentitel-Platz und – ich traue mich gar nicht, es auszusprechen – besteige das Spiegel-Bestsellertreppchen. Das alles bis spätestens 30.
Ja, es wird so ein ‘ich fühle mich zu alt für meinen Job’-Post. Ich entschuldige mich jetzt schon dafür, aber was soll ich machen? Es ist, wie es ist.
In der Buchbubble ist man (gefühlt) umgeben von sehr jungen Menschen. Einige Autoren sind vor ihrem 30. Geburtstag schon ziemlich erfolgreich. Mit inzwischen 32 Jahren und ausbleibendem Erfolg habe ich manchmal das Gefühl, ‘zu alt’ zu werden. Ich hörte einmal das Gerücht, dass ein bekannter Großverlag intern nur noch nach jungen Autoren für den Jugendbuchbereich sucht, weil das irgendwie authentischer und besser zu vermarkten wäre. Das war wie ein Nackenschlag für mich.

Viele meine Vorbilder wurden erst erfolgreich, als sie älter waren. Meinem persönlichen Geschmack(!) nach sind die Bücher von Menschen, die schon mehr Erfahrung haben, irgendwie auch besser. Im Grunde sollte ich doch also optimistisch sein, dass die beste Zeit meines Autorendaseins noch vor mir liegt, nicht wahr?
Jein. Also in der Theorie ja. Absolut.
Aber in meinem Kopf? Nein.
Ich sehe, wie die Verlage sich reihenweise die jungen Autoren Anfang/Mitte 20 ranholen. Sie sind populär und super vernetzt mit den Zielgruppen, “am Puls der Zeit” wie es in den Verlagsvorschauen so schön beworben wird. Oft sind sie medienaffiner und formbarer, weil noch nicht so erfahren.
Dagegen komme ich mir langsam vor wie ein Dino. Das reicht sogar so weit, dass ich mich ernsthaft gefragt habe, ob ich überhaupt noch einen Blog eröffnen kann. Werden diese Dinger nicht für gewöhnlich von Leuten in ihren 20ern geführt? Wo das Leben noch super spannend und aufregend ist (gut, vielleicht hat die Coronazeit das relativiert; jetzt ist unser aller Leben ziemlich gleich langweilig)?
Um eines direkt auszuschließen: Ich habe keine Midlife-Crisis und ich bin auch nicht neidisch. Absolut nicht. Im Gegensatz zu anderen stört es mich nicht, jedes Jahr eine Kerze mehr auf der Torte stecken zu haben. Von meiner Angst vor dem Tod mal abgesehen, bin ich sogar recht gerne ‘erwachsen’. Ich bekämpfe allmählich die meisten Unsicherheiten, die die jungen Jahre mir so beschert haben … bekomme aber offenbar die eine oder andere neu hinzu.
Es ist, als würde ich einen Zug nach dem nächsten verpassen. Wenn mir Leute sagen, dass ich mit dem Hausbau besser schon in meinen 20ern hätte beginnen sollen, dann verstärkt sich das Gefühl bei mir. Das gleiche mit dem Kinder kriegen. Wir möchten keine haben, aber immer wieder will man mir klarmachen: Lady, die Uhr tickt. Falls du dich doch umentscheidest, wird die Zeit knapp!
Und dann fühle ich wirklich diese Zeitnot, obwohl wir gar. keine. Kinder. wollen.
Was ich mit diesem Beispiel sagen will: Unsere Gesellschaft wird immer älter und gleichzeitig tun wir noch so, als würden wir mit fünfzig, spätestens sechzig, sterben (mir ist an dieser Stelle durchaus bewusst, dass das Beispiel mit dem Kinder kriegen tatsächlich so eine zeitliche Sache ist, aber du weißt, was ich damit verdeutlichen will).
Natürlich kann es jederzeit vorbei sein, aber gleichzeitig stehen die Chancen auch nicht so unfassbar schlecht, dass ich locker weitere sechzig Jahre – also fast das doppelte von dem, was ich bisher absolviert habe – noch hier bin (ich habe sture Altersgene in der Familie).
Also vielleicht sollte ich mir genau das öfter sagen: Ich habe noch Zeit. Nicht genug, um alles auf die lange Bank zu schieben, aber genug, um keine Panik schieben zu müssen. Es stehen zahlreiche ungeschriebene Bücher im Schaufenster und ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, welch gute Autorin aus mir noch wird.
Kennst du das Gefühl? Oder kannst du es gar nicht nachvollziehen? Ich bin gespannt, darüber in den Kommentaren zu lesen. Wahlweise bist du natürlich auch herzlich in meinen DMs auf Instagram willkommen.
Alles Liebe
Tina
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