Wenn du mich vor einem Jahr noch gefragt hättest, wie ich zu Social Media-Plattformen á la Instagram, Twitter und Co. stehe, dann hätte ich gelacht und dir erzählt, wie toxisch das ganze System dahinter für mich ist. Je nach Kanal tauchen auf ihnen ganz eigene Hindernisse auf: Instagram ist für seinen verfälschten Perfektionismus bekannt, Twitter für seine Hexenjagden, Facebook für die teils ausschweifend problematischen Kommentarbereiche und so weiter. Zwischendurch war ich an einem Punkt, an dem ich nichts davon mehr ertragen wollte. Schon gar nicht in einer Zeit, in der ich arbeitstechnisch eh schon stark zu kämpfen hatte und immer noch eine Pandemie existierte.
Ich bin auf Social Media durchaus angewiesen. Als Autorin und inzwischen auch als Leiterin eines Verlagskanales. Ich musste also einen Weg finden, damit klarzukommen, dass diese Plattformen viel Bullshit für mich bereithalten. Und guess what – ich habe es geschafft.
Wie? Das verrate ich dir gerne, denn ich weiß, dass es neben mir auch ganz viele andere Menschen dort draußen gibt, die sich bei diesem Thema die Haare raufen.


Welche Plattform brauche ich?
Zunächst einmal habe ich ausgemistet. Mein Credo lautet inzwischen: Man muss nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Nur weil gerade die halbe Welt auf TikTok steht, bedeutet das nicht, dass auch ich dorthin gehen sollte. Das gilt ebenso für Twitch. Beides habe ich mal angetestet, aber nope. Ich kann mich nicht vor Kameras zur Hampelfrau machen oder stundenlang mit Leuten quatschen – und dass mir jemand beim Arbeiten zusieht? Nope. Nope, nope, nope.
Ich bin Autorin – ich schreibe gerne. Und ich fotografiere. Außerdem gibt es Plattformen, die mich schlichtweg nerven. Facebook zum Beispiel. Auch Twitter manchmal, aber das behandle ich sowieso sehr stiefmütterlich.
Mach dir also zunächst einmal Gedanken darüber, welcher Kanal überhaupt zu dir passt. In meinem Fall ist es ganz eindeutig Instagram. Ich mag den Austausch und mit Texten und Bildern kann ich dort sehr gut arbeiten. Falls es mich überkommt, sind auch Reels möglich.
Da ich aber auch gerne etwas unabhängiger sein und mal längere Texte wie diesen schreiben möchte, habe ich zusätzlich meinen Blog eröffnet. Das sind inzwischen meine beiden Hauptkanäle, die es regelmäßig zu bedienen gilt.
Bastle dir eine Routine.
Kennst du das? Du schaust auf deinen Account und denkst dir: Fuck, ich habe seit zwei Wochen nichts mehr gepostet … ich sollte mal wieder! Aber was? Und außerdem habe ich gerade keine Fotos …
Been there, done that. Für mich ist Organisation und Planung wichtig, daher habe ich mir eine kleine Posting-Routine gebastelt. Montags kommt ein Beitrag, der auf meinen neuen Blogpost verweist, Donnerstags Neuigkeiten, Inspirationen oder Sonstiges zu meinen Büchern. Samstags halte ich mir flexibel offen für Reels (je nach Zeit und Laune).
Montag und Donnerstag sind für mich feste Positionen. Ich muss mir nie überlegen, was ich da posten möchte, denn Zitate, News, Fun Facts etc. sind schnell gefunden und die Blogartikel schreibe ich meist einen Monat vorher schon. Es ist oft also gar nicht so aufwändig für mich, meinen Kanal aktiv zu halten. Storys bediene ich ebenfalls nach Bedarf. Manchmal liest man dort mehr Alltagsgeschwafel, manchmal weniger.
Plane unbedingt vor!
Meine Instagram-Beiträge plane ich ca. 14 Tage vor, um einen Puffer zu haben, falls ich mal krank werde oder einfach wichtigere Dinge erledigen muss. Dann brauche ich mir nicht auch noch um das Gedanken machen – das lässt mich sehr viel ruhiger arbeiten. 🤣
Es bringt auch einen weiteren Vorteil: Ihr müsst euch nicht täglich mit Social Media auseinandersetzen. Wenn ich wollte, könnte ich mehrere Wochen abtauchen und kaum jemand würde es bemerken, weil regelmäßige Inhalte weiterhin erscheinen. Das ermöglicht mir unter der Woche immer wieder Phasen der Auszeit. Kleine Ruhepausen sozusagen.
Beiträge vorplanen und terminieren geht übrigens mit Facebook Creator ganz easypeasy. Kleiner Tipp, falls du das noch nicht kennst. ☺️
Entfolge, wem und wann du willst.
Versteh mich nicht falsch: Ich rede nicht von diesem unsagbaren Follow/Unfollow-Trick, über den sich manche immer noch ernsthaft Reichweite erhoffen.
Nein. Ich rede davon, dass du kein schlechtes Gewissen haben solltest, wenn du Menschen entfolgst.
Ich hatte das oft, gerade bei den Accounts, hinter denen ich die Leute kannte. Manche haben sich daraufhin auch von mir abgewandt und das fand ich schade. Es gibt schließlich so viele verschiedene, absolut unpersönliche Gründe, jemandem nicht mehr zu folgen. In meinem Fall war es oft so, dass ich entweder mich selbst durch die Inhalte schlecht gefühlt oder die Beiträge mich einfach nicht interessiert haben. Dadurch blieben auch meine Interaktionen mit ihnen auf der Strecke und ich hasse es, eine Accountleiche für andere zu sein. All diese negativen Gefühle spielten hinein in meine Wahrnehmung dieser Plattformen. Jemandem zu folgen kam teilweise einer Eheschließung gleich, denn – Gott bewahre – sobald man wieder geht, nehmen manche das echt persönlich.
Ich selbst habe für mich die Entscheidung getroffen, Menschen ziehen zu lassen, wenn sie das möchten. Ob ich ihnen folge oder nicht, mache ich ganz davon abhängig, wie gut mir ihr Platz in meinem Leben gefällt – denn indem ich ihre Beiträge und Storys konsumiere, schenke ich ihnen einen Bruchteil meiner Zeit.
Wenn ich also jemandem entfolge, bedeutet das sehr selten, dass ich keinen Kontakt zu den Inhabern des Accounts haben möchte – es bedeutet nur, dass ich mich (möglicherweise auch nur gerade in dem Moment) nicht für ihren Content interessiere oder er mir auf irgendeine Art und Weise schadet. Und da hat meine mentale Gesundheit für mich einfach Vorrang und nicht der verletzte Stolz von irgendjemand anderem.
Leg doch mal das Handy weg!
Leidiger Satz, nicht wahr? Aber leider ist da auch etwas Wahres dran. Ich bin sehr mit meinem Handy verwurzelt. Siri sagt mir vor jeder Gassirunde, wie das Wetter ist, stellt für mich einen Timer für meinen Tee und erzählt mir bei Bedarf schlechte Witze. Ich schreibe mit meinen Freunden, während wir den gleichen, superschlechten Film schauen, sammle im Kalender alle möglichen Termine und arbeite natürlich auch damit.
Umso wichtiger ist es mir inzwischen, das Handy wenigstens dann, wenn ich es wirklich nicht benötige, wegzulegen. Zeit ist mir allgemein sehr wichtig, ich optimiere gerne. Wenn ich einen Abend damit verbracht habe, mich von Instagram und Co. berieseln zu lassen, fühle ich mich danach meist eher schlecht als gut – und das nervt. Also habe ich angefangen, stattdessen andere Dinge zu tun.
Ehrlicherweise sind in der aktuellen Zeit und nach einem langen Arbeitstag die Möglichkeiten etwas begrenzter, doch anstatt auf Social Media Plattformen herumzuhängen, kannst du auch …
- eine Sprache lernen (ich lerne aktuell Spanisch ganz bequem via Duolingo*)
- Kekse, Kuchen oder Brote backen (ich kann dieses Waffelrezept sehr empfehlen!)
- allein oder mit Partner etwas an der Konsole spielen (der Mann und ich zocken hin und wieder It Takes Two! Ansonsten ist Animal Crossing nach wie vor meine große Liebe)
- ein Buch lesen (oldschool, I know – aber ich habe zufällig ein paar geschrieben 😁)
- spazieren/wandern gehen (gerade jetzt, da die ersten Frühlingsanzeichen da sind!)
- ein Hörspiel hören (hier mein Tipps für Erwachsene!)
- einen Selfcare-Abend genießen (ich empfehle eine Dusche/ein Bad, eine Gesichtsmaske und dabei irgendetwas gucken, womit du dich wohlfühlst)
- Pflanzenpflege (gießen, düngen, umtopfen, Ableger nehmen oder vielleicht doch den Balkon vorbereiten und Saatgut austragen?)
- ein kreatives Projekt starten (Renovierungspläne haben die Angewohntheit, einen lange zu beschäftigen)
- Sport/Yoga machen (entspannen oder auspowern schadet nie!)
Du siehst – man kann seine Zeit so viel besser nutzen, anstatt sich seine Energie von Instagram, Facebook etc. aussaugen zu lassen. ❤️ (Ab und an ist das auch nicht tragisch; pass nur auf, dass es nicht zur blöden Angewohnheit wird)
Ignoriere die verdammten Zahlen.
Am Schluss ist unser Umgang mit Social Media auch ein bisschen eine Frage der inneren Einstellung. Zahlen scheinen viel darüber zu entscheiden, ob wir uns als Gewinner oder Versager fühlen. Ich kann nicht genau sagen, wie ich darüber hinweggekommen bin; ich schätze, es hat irgendwann einfach Klick gemacht.
Zwei Dinge helfen mir dabei, es entspannt zu halten:
- Wenn meine Beiträge online gehen, habe ich gar keine Zeit, um am Handy zu kleben und zu stalken, wie oft sie geliked werden. Meistens frühstücke ich da nämlich gerade oder kuschle noch mit Olli im Bett oder drehe mit Mann und Hund die morgendliche Spazierrunde. Danach ist mir sowieso egal, wie die Zahlen zum neuesten Beitrag aussehen.
- Sollte ich daran denken, stelle ich kurz nach der Veröffentlichung die Anzeige für Likes aus. Nur über 1-2 Klicks mehr sehe ich am Handy, wie es läuft, und dafür bin ich schlichtweg zu faul. Irgendwann am Nachmittag schalte ich das dann wieder ein und da ist der Beitrag quasi schon Schnee von gestern. 💁🏻♀️
Ich freue mich natürlich darüber, wenn etwas gut ankommt, aber ich ziehe mein Belohnungsgefühl im Alltag nicht mehr aus sowas unberechenbarem. Eine komplett abgehakte To-Do-Liste, ein Erfolg beim Spanisch lernen, die perfekt geratenen Chocolate Chip Cookies oder eine entspannte Dusche, bei der ich ein Plotproblem für das nächste Buchprojekt löse, erfüllen den gleichen Zweck für mich. Man muss sich nur darauf einlassen und seine Erfolgserlebnisse in der realen Welt suchen.
Jetzt weißt du, wie ich meinen Spagat zwischen ‘Ich brauche Social Media aber’ und ‘Ich mag Social Media nicht’ hinbekomme. Es ist nicht immer leicht und manchmal brauche ich trotz allem etwas Abstand, aber es raubt mir bei weitem nicht mehr so viel Energie und Nerven wie vor ein paar Monaten.
Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, sich seinen Weg zu suchen und vor allem zu finden. Gerne kannst du mir in die Kommentare deine Herangehensweise oder Probleme schreiben – vielleicht profitieren andere Leser davon. Wenn dir das zu persönlich ist, steht dir natürlich wie immer mein DM-Fach auf Instagram offen. 😘
Alles Liebe
Tina
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