Ich bin die selbsternannte Queen of Misserfolge. Da hast du’s – ich habe es gesagt und ich stehe auch dazu. In meinen fünfeinhalb Jahren als Autorin habe ich zehn Bücher (Royal Me als Sammelausgabe nur einmal eingerechnet) veröffentlicht, mein elftes steht bevor und es zeichnet sich ab, dass auch das ein wirtschaftlicher Verlust sein wird. Lediglich einen Roman kann ich als halbwegs erfolgreich bezeichnen – 125 Tage Leben.
Das war mein One Hit Wonder. Im Musikbereich kennen wir das. Der große Sommersong, den alle singen und danach hört man von den Künstlern nie wieder etwas. So ist das bei mir. Ich habe weitere Bücher veröffentlicht, aber keines kam auch nur annähernd an den Erfolg von 125TL heran. Eine Geschichte nach der anderen floppte, egal ob im Selfpublishing oder im Verlag.
Jeder andere hätte da sicherlich aufgegeben und ganz ehrlich: Ich stand so oft so verdammt kurz davor, dass ich im Grunde nach jeder Veröffentlichung nur noch darüber lachen konnte, wie mies es mal wieder lief. Nicht selten habe ich wegen eines Flops eine beschissene Entscheidung nach der nächsten gefällt, die ich danach dann so richtig bereut habe.
But here I am – still writing, still publishing. Und wie ich das hinkriege, verrate ich dir heute in meinem neuen Post.


Ein natürlich angeborener Trotz.
Wo würdest du deine Stärken sehen? Jeder kennt diese dämliche Frage und wir hassen sie alle. Als ich jünger war, habe ich mir irgendetwas aus den Fingern gesaugt, aber inzwischen weiß ich, dass eine meiner größten Stärken meine Beharrlichkeit ist. Ich habe eine Art natürlich angeborenen Trotz. Wenn mir etwas nicht gelingt, will ich es umso mehr schaffen. Wenn mir Menschen sagen: Nein, das kannst du nicht – dann tue ich das erst recht.
Jedes Mal, wenn eines meiner Bücher sich als Flop erweist, denke ich mir: Jetzt erst recht. Hin und wieder dauert es etwas länger, an diesen Punkt zu kommen, aber diese Dickköpfigkeit, der Welt und mir selbst das Gegenteil zu beweisen, sorgt dafür, dass ich trotz allem immer irgendwann weitermache.
Erkennen, woran es lag.
Nachdem man seine Wunden geleckt hat, ist es wichtig, zu analysieren, woran es gescheitert ist. Was führte dazu, dass mein Buch sich nicht verkauft hat?
Wenn ich ein Projekt schreibe, liest es sich für mich ganz schrecklich. Nichts davon erscheint mir irgendwie gut genug und ich bin die schrecklichste Autorin, die die Welt jemals gesehen hat. Mit etwas Abstand zum Text erkenne ich aber das Gegenteil. Ich kann schreiben. Insofern weiß ich immerhin, dass es nicht daran liegt, dass meine Bücher ungenießbar sind.
Meist liegt es am Marketing. Oder am schlechten Timing. Manchmal hat man einfach Pech. Solange ich mir aber bewusst mache, dass es nicht an meinem Handwerk liegt, kann ich weitermachen und daran arbeiten. Schlimm wäre es, wenn die Leser mir reihenweise attestieren würden, dass ich tatsächlich schlecht bin.
Gras drüber wachsen lassen.
Zeit heilt alles, auch Enttäuschung. Hin und wieder kann das ein paar Tage, ein paar Wochen oder eben auch Monate und sogar Jahre dauern, aber irgendwann kommt man an den Punkt, an dem es sich nicht mehr ganz so scheiße anfühlt, die Queen of Misserfolge zu sein. Und wenn man das regelmäßig ist, dann wird es sogar jedes Mal ein bisschen leichter, das zu verdauen. Man lernt, dass die Welt davon nicht untergeht und am nächsten Tag auch wieder die Sonne scheint (außer man lebt im Winter in Berlin – dann liegt das aber immer noch nicht an deinem Misserfolg, dass das Wetter scheiße ist!).
Am Ende mag das Herz an der Geschichte hängen, aber davon wird es noch viele geben – und die wollen genauso erzählt werden wie die andere.
Abstand nehmen.
Als ich nicht schreiben konnte, habe ich andere Dinge gemacht. Zum Beispiel Spanisch lernen. Oder mich beim Yoga verrenken, um körperlich wieder etwas mehr Fitness aufzubauen. Ich habe Serien geguckt, ein paar Bücher gelesen. Mich überwunden, wieder Zeichnen zu üben (es ist ein Drama in gefühlt tausend Akten, aber es lenkt gut ab). Hauptsache nicht schreiben und diese Distanz hat zumindest mir ganz gut geholfen, den alten Prozess auszuwerten, abzuschließen und wieder nach vorne zu schauen. Pausen sind so wichtig, um unsere Batterien wieder aufzufüllen – und egal woran man scheitert: Es kostet dich immer Kraft. Als halt mal an, atme tief durch und genieße die anderen Facetten des Lebens.
Akzeptieren, dass es ist, wie es ist.
Auch wenn es vielleicht anders wirkt: Ich finde es nicht schlimm, mich selbst als Queen of Misserfolge zu bezeichnen. Es ist sicherlich auch eher sarkastisch, denn es gibt immer Leute, bei denen es schlechter oder eben besser läuft. Es hilft mir allerdings zu akzeptieren, dass es nunmal ist, wie es eben ist. Nicht jeder Autor kann ein Bestsellerautor sein. Nicht jeder auf gefeierten Listen stehen, Preise gewinnen, in Agenturen und Großverlagen landen, Spitzentitel besetzen.
Nein. Nur wenigen gelingt das. Es kann auch nicht jeder Hollywoodschauspieler oder Emmy-Gewinner oder eine weltweit erfolgreiche Musikerin wie Taylor Swift sein. Schön wäre es, aber das ist nicht die Realität. Wir sind nicht alle besondere Schneeflöckchen. Ja, sicherlich, manche schon, aber mehrheitlich sind wir nur normale Menschen, auch wenn uns dank Social Media und Co. etwas anderes suggeriert wird.
Es fällt leichter, weiterzumachen, wenn man sich genau das bewusst macht. Nicht jeder ist ein Star und bei den vielen Büchern am Markt kann auch nicht jedes ein Erfolg sein. Vielleicht habe ich Glück und mein nächstes Buch wird der große Hit. Vielleicht werde ich auch erst mit 55 Jahren eine bekannte Autorin – oder eben nie. Das ist dann einfach so und wird sich auch nicht ändern, wenn ich daheim rumsitze und mich darüber beklage, dass meine VÖ wieder nur 200 € im ersten Monat eingebracht hat.
Weitermachen ist das einzige, was hilft. Weitermachen, weitermachen, weitermachen. Denn jedes neue Buch ist eine neue Chance. Kein neues Buch ist aufgeben.
Wie läuft das bei dir? Worin bist du zuletzt gescheitert? Was hat dir dabei geholfen, wieder aufzustehen? Oder befindest du dich gerade in dem Prozess und brauchst mal jemanden, bei dem du dich ausheulen kannst?
Dann schreib es mir gerne in die Kommentare oder schicke mir einfach eine DM auf Instagram. Die Queen of Misserfolge hört/liest gerne zu. ♥️
Alles Liebe
Tina
[…] Ein kleiner Lesetipp für dich, falls du dich auch von Misserfolg zur Misserfolg hangelst, schau dich mal bei Tina Köpke um: Wie macht man nach einem Misserfolg weiter […]