Seit Jahren besitze ich ein (okay, mehrere, aber darum soll es nicht gehen) geheimes Pinterest-Moodboard, das „Dear Future Me“ heißt. Darin sammle ich Bilder, die mich an meine Ziele für mein zukünftiges Leben erinnern sollen. Neben Mode und Gesundheit und motivierende Sprüchen geht es auch um meine Wünsche für meine Autorinnenkarriere. Irgendwann über die letzten Jahre formte sich daraus eine Art Bucket List:
- Ein Buch veröffentlichen (im Selfpub oder (Klein)Verlag).
- Einen Preis gewinnen.
- Eine tolle Agentur finden.
- Einen (sehr guten) Vertrag mit einem Großverlag abschließen.
- Im Großverlag erfolgreich veröffentlichen.
- Einen SPIEGEL-Bestseller schaffen.
- Ein Hörbuch bekommen.
- Eine Übersetzung bekommen.
- Eine Verfilmung.
Seit gestern habe ich erstaunlicherweise sieben meiner neun Punkte abgehakt und das ist etwas, dass mir gerade noch gar nicht in den Kopf gehen will. Mir ist schon bewusst, dass ein SPIEGEL-Bestseller absolut gar nichts über meine Fähigkeiten oder die Qualität meines Buches aussagt. Es bedeutet einfach nur, dass es dort draußen viele Menschen gab, die meinem Buch eine Chance gegeben und es vorbestellt und gekauft haben.
Und ich glaube, das ist es eigentlich, was mich dabei so überwältigt. Ich schreibe schon viel länger als ich veröffentliche und selbst mit meinem ersten Release Ende 2016 war der Weg bis an diesen Punkt sehr lang, kurvenreich und steinig. Ich habe nach aktuellem Stand 12 Bücher (wenn ich Royal Me nicht als einzelne Episoden werte) auf dem Markt und insgesamt bereits 14 in der gesamten Zeit veröffentlicht – geschrieben noch ein paar mehr. Keine dieser Geschichten hat jemals so ein breites Publikum erreicht wie jetzt Hunting Souls und das ist der eigentliche Traum hinter dem Punkt „einen SPIEGEL-Bestseller schaffen“: Ich wollte immer, dass meine Projekte gelesen werden. Dass sie dort ankommen, wo sie hingehören, in die Hände und Bücherregale von Lesenden.
Zum ersten Mal habe ich nach einer Veröffentlichung nicht das Gefühl, versagt zu haben. Denn auch das begleitet uns Autor:innen ganz oft. Anfänglich freuen wir uns, denn Yay! Wir haben etwas geschafft, was für viele unmöglich ist – wir haben ein Buch beendet / veröffentlicht! Wuhu!
Aber sobald man anfängt, das alles als seinen Beruf zu betrachten, dann wird es … schwierig. Wenn die Ziele und Träume größer werden. Wenn du versuchen willst, auf deinen eigenen Beinen zu stehen mit der Arbeit, von der du felsenfest überzeugt bist, dass du nichts anderes jemals so gut können wirst wie das. Nach 14 Veröffentlichungen reicht es einfach nicht mehr, dass Buch beendet und herausgebracht zu haben. Das allein erfüllt dich dann nicht mehr, geschweige denn bezahlt es deine Miete oder das Essen in deinem Kühlschrank.
SPIEGEL-Bestseller ist eine schöne, wichtige Umschreibung dafür, dass ich eine Schwelle übertreten habe, von der ich nicht mehr dachte, dass mir das noch gelingen könnte. Ich meinte gestern noch zu meinem wunderbaren Ehemann, dass ich es eigentlich gar nicht erzählen darf, weil es so ein unfassbar klischeehaftes Szenario ist, aber weil es ist, wie es ist, tue ich es dennoch: Ich stand schon mehrfach an dem Punkt, an dem ich aufgeben wollte. Selbst nach der Unterzeichnung meines Vertrages mit Coppenrath haben mich über Monate hinweg Versagensängste blockiert. Nicht, weil mir Druck gemacht wurde (absolut nicht – ich lasse nichts auf die tollen Menschen in diesem Verlag kommen!), sondern weil in mir drinnen sich über die Jahre der Glaube verankert hat, dass ich nicht zu den Leuten gehöre, die sowas erreichen können, egal wie hart sie dafür arbeiten.
Wenn ich also sage, dass sich damit alles verändert hat für mich, dann meine ich das auch so. Dann ist das nicht nur ein phrasenhaftes Dahinplaudern, sondern für mich eine in Stein gemeißelte Tatsache. Man sieht – außer dem Sticker vielleicht – keine großen Veränderungen nach außen, aber in mir drinnen tut sich damit ganz viel. Zwar langsam und ich befürchte, es werden auch neue Versagensängste auf mich zukommen, aber gleichzeitig bin ich einfach glücklich, weil es endlich in die Richtung geht, von der ich immer geträumt habe: Das meine Bücher gelesen und hoffentlich auch geliebt werden.
Ramona meint
Liebe Tina,
weißt du, wie sehr ich mich für dich und mit dir freue?
Ich verfolge dich und dein Schreiben jetzt schon so lange, habe von deinen Ängsten und Träumen gelesen und dir so sehr gewünscht, dass du endlich viel, viel mehr Menschen erreichst. Weil ich das, was du bisher geschrieben hast, so gerne mochte und du es verdient hattest, dass das einfach noch mehr Bücherwürmer ins Herz schließen.
Seit dein neues Buch SO krass sichtbar ist und es mit ständig begegnet, freue ich mich ungemein. Und nun auch noch der „offizielle“ Aufkleber. Das ist einfach mega!
Glaub an dich! Du hast das so verdient. Und genieße es.
Wenn das ok ist, dann fühl dich ganz fest gedrückt!
Liebe Grüße
Ramona