Wer liebt es nicht, sich abends auf die Couch zu legen und noch schnell eine Folge seiner Lieblingsserie zu schauen? Ich definitiv. Je schlechter das Wetter, umso mehr nutze ich meine Streaming-Accounts. Zwar lese ich sehr, sehr gerne Bücher, aber manchmal hätte ich auch nichts dagegen, etwas kürzeres, knackigeres und spannenderes zwischen den Buchdeckeln zu erleben. Kurzgeschichten sind eher nicht so mein Ding, denn kaum habe ich mich in die Story reingefunden, ist sie meist schon wieder vorbei. Es muss also etwas sein, dass durchaus das befriedigende Gefühl eines Romans oder einer Reihe hinterlässt.
Und wie es dir der Titel verrät – sowas gibt es bereits! Sogenannte Buchserien füllen genau diese Lücke. Da ich selbst schon eine geschrieben habe, möchte ich dir heute erklären, wie sie funktionieren, was sie dir bieten und warum dieses ungewöhnliche Format für mich so viel kann.
Was sind Buchserien?
Wie oben erwähnt, sind Buchserien das schriftliche Pendant zu deinen Fernsehserien. Vom Grundsatz ähneln sie dem Prinzip der Buchreihen (also Dilogien, Trilogien usw.), nur dass der Plot (= die Handlung) in mehrere kürzere Bände aufgebrochen wird. Dabei gibt es (sollte es!) zwei verschiedene Arten der Handlungen geben:
Die Rahmenhandlung
Das ist der Plot, der die gesamte Geschichte umfasst und sich wie ein roter Faden durch alle Teile zieht. Ist er auserzählt, ist die Buchserie in der Regel beendet.
Die Episodenhandlung
Wenn der Autor seine Arbeit richtig macht, hast du pro Episode einen eigenständigen Plot, der dazu dient, die Rahmenhandlung (die übergeordnete Handlung sozusagen) voranzutreiben. Am Ende einer Folge ist meist mit einem weichen oder einem harten Cliffhanger zu rechnen.
Wie bauen sich Buchserien auf?
Im Grunde genau wie deine Lieblingsfernsehserie. Je nach angelegter Größe und Dauer kann eine Buchserie nach mehreren Episoden abgeschlossen sein oder der Inhalt erstreckt sich über weitere Staffeln. Das sieht vom Aufbau her dann so aus:
- Buchserie »XYZ«
- Staffel 1
- Episode 1
- Episode 2
- Episode 3
- usw.
- Staffel 2
- Episode 1
- Episode 2
- Episode 3
- usw.
- Staffel 1
Wahlweise kann eine Buchserie auch aus nur einer Staffel mit mehrere Folgen bestehen. Ich nenne das eine Miniserie (sowas wie das HBO-Erfolgsformat ›Chernobyl‹ oder die Pratchett und Naiman-Adaption ›Good Omens‹). Meine kleine Reihe Royal Me gehört zum Beispiel dazu. Das charakteristische Merkmal ist in dem Fall, dass die Rahmenhandlung mit den vorhandenen Episoden komplett abgeschlossen wird.
Wie umfangreich ist eine Folge & wie oft erscheinen die neuen Bände?
Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich. Aus meiner eigenen Erfahrung und nach einiger Recherche fand ich heraus, dass eine Episode zwischen 70 und 100 Seiten haben kann. Aber: Du wirst an meinen eigenen Büchern sehen, dass das keine feste Regel ist. Es gibt ein paar wenige Serien, die zwischen 100 und 200 Seiten haben. Die erste Episode meiner nächste Buchserie hat zum Beispiel die besagten fast 200 Seiten. Das liegt daran, weil ich die Geschichte entscheiden lasse, wie umfangreich sie wird. Für mich ist wichtig, dass der Leser befriedigt ist und gleichzeitig unbedingt den nächsten Band lesen möchte. Der Spagat ist nicht einfach, aber es gehört dazu, ihn bewältigen zu können, damit auch die Folgebände gekauft werden.
Wie oft eine Episode erscheint, ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Meinen Beobachtungen nach erscheinen kurze Folgen, die zwischen 70 und 100 Seiten haben, einmal im Monat. Geschichten, die pro Band einen größeren Umfang haben, erscheinen gerne mal alle sechs bis acht Wochen, manche benötigen auch mehr Zeit.
Ist eine Buchserie Halsabschneiderei?
Ich finde nicht, aber ich verstehe, woher dieser Gedanke kommt. Die meisten kurzen Episoden auf dem Markt erhältst du für knapp einen Euro, längere für bis zu zwei Euro. Das schmeckt manchmal ein wenig wie Betrug, wenn man sieht, dass man 300 bis 400 Seiten Romane für einen Euro ergattern kann. Doch lass uns mal ehrlich sein: Was können Autoren dafür, dass andere Dumpingpreise als Marketingmittel nutzen? Und das ist kein Vorwurf. Es ist heutzutage leider extrem schwer, Sichtbarkeit für sein Buch zu erreichen. Ein günstiger Preis / eine Preisaktion kann dabei viel bewirken. Aber das heißt nicht, dass andere Autoren dich betrügen, wenn sie für denselben Preis weniger Seiten anbieten.
Das hat zwei gute Gründe:
- Günstiger als 99 Cent geht es kaum noch (außer umsonst, und auch das kann man nur begrenzt auf den Verkaufsplattformen anbieten). Ich lasse mich hier gerne korrigieren, aber meines Wissens nach lässt Amazon (als große Plattform für eBooks) keinen niedrigeren Preis zu. Außerdem kommen von 99 Cent oder 1,99 € nur 30 % beim Autor an, was mich zu Punkt zwei führt:
- In jede Episode fließen Kosten hinein. Sicher, Lektorat und Korrektorat fallen augenscheinlich erst einmal günstiger aus, da die einzelnen Bände kürzer sind als ein Roman, aber nimmt man (bei längeren Buchserien) alle Seiten zusammen, wird es sehr viel kostspieliger. Coverpreise sind zudem völlig unabhängig von der Buchlänge. Und vom Marketing fange ich gar nicht erst an, denn gerade die Auftakt-Folge sollte man richtig gut bewerben, damit die ganze Serie sich über die Zeit hält.
Du siehst also: Egal ob 99 Cent oder 1,99 € – beim Autor bleibt nicht extrem viel davon hängen und er muss trotzdem seine Ausgaben decken. Insofern finde ich nicht, dass Buchserien Abzocke sind, aber es hängt natürlich auch immer von der Qualität ab, die einem geliefert wird. Ist es nicht lektoriert, voller Fehler und inhaltlich absolut unbefriedigend, können auch 99 Cent schon zu viel sein.
Und wieso habe ich mich für eine Buchserie entschieden?
Ganz einfach – ich liebe die Möglichkeit, meine Geschichte von allen Seiten zu beleuchten. Mein nächstes Serienprojekt wird vermutlich um die +/- 200 Seiten haben (zumindest der erste Band) und sich auf sieben bis acht Folgen erstrecken. Das werden also um die 1.200 bis 1.600 Buchseiten am Ende. Wenn ich davon ausgehe, dass ein durchschnittlicher Urban Fantasy-Roman 350-400 Seiten hat, dann wären es drei bis vier Bücher geworden. Nur: Ich könnte die Geschichte niemals auf diese Weise schreiben, wie es mir das Buchserien-Konzept ermöglicht. Denn die Stärke liegt meiner Meinung nach ganz eindeutig darin, innerhalb der einzelnen Episoden in sich abgeschlossene Handlungsbögen erzählen zu können.
Klingt zu kompliziert? Absolut. Es würde dir vermutlich mehr bringen, wenn ich dir verrate, worum es in meiner nächsten Serie geht, aber bitte verstehe, dass es dafür noch viel zu früh ist. Wenn es so weit ist und du die Handlung endlich erfährst, wirst du begreifen, was ich meine. Versprochen! 😀
Um es also kurz zu machen: Ich kann im Serienformat meine Geschichte deutlich ausgiebiger und detailreicher erzählen, aufbauen und dich als Leser*in darin mitnehmen. Es gibt keine überstürzten, zu knapp geratenen Plotlines, Figuren haben mehr Zeit, sich zu entwickeln usw. Das war für mich eindeutig der ausschlaggebende Punkt. Für mich ist die Geschichte wichtiger als das finanzielle Risiko dahinter.
Finanzielles Risiko?
Wie bereits erwähnt: Der Autor investiert (theoretisch) in jede Folge Geld, ohne vorab zu wissen, ob es sich lohnt. Sicher, einige verzichten auf Lektorat/Korrektorat oder können Cover und Buchsatz selber gestalten. Manch einer ist ein Marketinggenie und kann hier sparen. Wenige Buchserien erscheinen auch in Kleinverlagen, dann trägt natürlich nicht mehr der Autor das Risiko.
In meinem Fall liegt alles bei mir. Ich habe einen Marketingplan mit den Ausgaben aufgestellt, mir eine Lektorin ausgesucht und ich kann mein Cover selbst gestalten. Es ist also durchaus ein Risiko für mich, diese Folgen professionell zu produzieren – denn auch wenn ich mir sicher bin, dass meine Buchserie richtig gut ist, weiß ich doch nicht zu 100 %, ob sie meine Kosten und Arbeitszeit decken wird. Das hat nämlich viel mit Glück zu tun. Aber das ist es mir wert. Story over money, sozusagen – ich will dir schließlich die höchstmögliche Qualität liefern, und das kann ich nur mit diesem Konzept inhaltlich garantieren. ❤
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